Allgemeines
Die Untersuchung des Harns bei Kleintieren (Hund, Katze, Kaninchen, Meerschweinchen etc.) kann Hinweise auf Störungen und Erkrankungen der harnproduzierenden und harnableitenden Wege geben. Dabei erfolgt die Probennahme im Idealfall durch Zystozentese. Aber auch die Untersuchung des Spontanharns reicht oft schon aus, um eine orientierende Diagnose zu stellen. Alle Harnproben werden als erstes einer makroskopischen Untersuchung unterzogen. Beurteilt werden das Harnvolumen, die Farbe, die Transparenz und der Geruch des Harns:
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Harnvolumen: Die normale 24 Std Menge bei Hunden und Katzen beträgt 20-50 ml/kg, bei Kaninchen 20-350 ml/kg.
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Farbe: Bei der Farbe gibt es große tierspezifische Unterschiede. Sie ist auch abhängig von der Harnkonzentration (Harndichte).
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Transparenz: In den meisten Fällen ist der frisch abgesetzte Harn klar. Trübungen treten z.B. bei Anwesenheit von Schleim, Eiter, Blut, Epithelien oder Bakterien auf.
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Geruch: Der Geruch von frischem Harn ist artenspezifisch. Ein stechend, ammoniakalischer Geruch weist jedoch auf einen bakteriellen Zerfall hin.
Mit test-it MultiRes 10 VET kann anschließend der Harnstatus ermittelt werden. Mit diesem Teststreifen ist eine semiquantitative Bestimmung der Parameter Blut, Urobilinogen, Bilirubin, Protein, Nitrit, Keton, Glucose, pH-Wert, Dichte und Leukozyten im Harn von Kleintieren möglich. Dabei sind Besonderheiten zu beachten, die bei den einzelnen Parametern beschrieben werden.
Gebrauchsanleitung
Teststreifen ca. 1 Sekunde in den frischen Harn eintauchen. Seitliche Kante am Gefäßrand abstreifen oder auf Papier kurz abtupfen, um überschüssigen Harn zu entfernen. Reaktionsfarbe nach 30-60 Sekunden (Leukozytenfeld nach 60-120 Sekunden) mit der Farbskala vergleichen. Die günstigste Ablesezeit ist nach 30 Sekunden (Leukozyten nach 90 Sekunden) gegeben. Farbveränderungen, die nach mehr als 2 Minuten auftreten, sind ohne Bedeutung. Der Harn sollte bis zur Untersuchung nicht länger als 2 Stunden gestanden haben.
Bewertungen − Fehlerquellen
Blut
Der Test erfasst Werte ab 5 bis 10 Erythrozyten/μl Harn, die einer Konzentration von ca. 0.015 mg Hämoglobin bzw. Myoglobin/dl Harn entsprechen. Intakte Erythrozyten werden durch punktförmige Verfärbungen des Testfeldes angezeigt. Die Farbvergleichsfelder entsprechen: 0 (negativ), ca. 5-10, ca. 50, ca. 250 Ery/μl bzw. einer Hämoglobinmenge aus ca. 10, ca. 50, ca. 250 Ery/μl.
Referenzbereich: Bei allen Haustieren negativ.
Falsch positive Reaktionen können durch Reste peroxidhaltiger oder anderer Reinigungsmittel hervorgerufen werden.
Urobilinogen
Je nach Eigenfarbe des Urins lassen sich Konzentrationen von 0.5 bis 1 mg Urobilinogen/dl Harn nachweisen. Die Farbvergleichsfelder entsprechen: norm. (normal), 2, 4, 8, 12 mg/dl bzw. norm. (normal), 35, 70, 140, 200 μmol/l.
Referenzbereich: Bei allen Haustieren negativ oder schwach positiv.
Der Nachweis wird durch höhere Konzentrationen an Formaldehyd gehemmt. Längeres Stehen des Harns am Licht kann infolge Oxidation zu erniedrigten oder falsch negativen Werten führen. Zu hohe oder falsch positive Resultate können durch im Harn ausgeschiedene Farbstoffe oder Medikamente verursacht werden. Größere Mengen Bilirubin färben das Testfeld gelb.
Bilirubin
Werte ab 0.5 bis 1 mg/dl Harn werden angezeigt. Die Farbfelder sind folgenden Bilirubinkonzentrationen zugeordnet: 0 (negativ), 1(+), 2(++), 4(+++) mg/dl bzw. 0 (negativ), 17(+), 35(++), 70(+++) μmol/l.
Referenzbereich: Bei allen Haustieren negativ.
Ausnahme: In einzelnen Fällen können beim Hund geringe Mengen an Bilirubin angezeigt werden, obwohl kein Hinweis auf eine Krankheit besteht.
Der Nachweis wird durch höhere Konzentrationen an Nitrit gehemmt. Längeres Stehen des Harns am Licht kann infolge Oxidation zu erniedrigten oder falsch negativen Werten führen. Ausgeschiedene Farbstoffe und Medikamente mit roter Eigenfärbung können ein positives Resultat vortäuschen.
Protein
Der Test erfasst Werte ab 10 mg Protein/dl Harn. Die Farbfelder sind folgenden Albuminkonzentrationen zugeordnet: 0 (negativ), 30, 100 und 500 mg/dl bzw. negativ, 0,3, 1,0 und 5,0 g/l.
Referenzbereich: Bei allen Haustieren negativ.
Falsch positive Befunde können bei stark alkalischem Harn (pH > 9), durch Reste von Desinfektionsmitteln oder Verabreichung verschiedener Medikamente auftreten.
Nitrit
Der Nachweis erfasst Werte ab 0,05 bis 0,10 mg Nitrit/dl Harn. Beim Haustier ist die Reaktion nicht so empfindlich wie beim Menschen, da eine ausreichende Nitratkonzentration aus pflanzlichen Bestandteilen der Nahrung bei Fleischfressern von Natur aus nicht immer gegeben ist. Jede Rosafärbung des Testfeldes bedeutet, dass man einen bakteriellen Harnwegsinfekt durch weitere Untersuchungen (Harnsediment, Mikrobiologie) abklären sollte.
Eine falsch positive Reaktionsfarbe kann durch im Harn ausgeschiedene Farbstoffe verursacht werden. Falsch negative Resultate können bei einer Antibiotikatherapie auftreten.
Keton
Acetessigsäure reagiert mit dem Testfeld empfindlicher als Aceton. Werte ab 10 mg/dl Acetessigsäure bzw. 50 mg/dl Aceton werden angezeigt. Die Farbfelder sind folgenden Acetessigsäurekonzentrationen zugeordnet: 0 (negativ), 25(+), 100(++) und 300 (+++) mg/dl bzw. 0 (negativ), 2.5(+), 10(++) und 30(+++) mmol/l.
Referenzbereich: Bei allen Haustieren negativ.
Eine Ketoazidose wird auch durch ß-Hydroxybutyrat hervorgerufen, das jedoch durch den Teststreifen nicht erfaßt wird. Phenylketone stören in höherer Konzentration, ergeben aber eine abweichende Färbung. Phtaleinverbindungen erzeugen auf dem Testfeld rötliche Farbtöne.
Glucose
Pathologische Glucosekonzentrationen werden durch den Umschlag von grün nach blaugrün angezeigt. Gelb bis schwach grüne Testfelder sind als negativ (bzw. normal) zu bewerten. Die Farbfelder entsprechen folgenden Glucosekonzentrationen: neg. (gelb), neg. bzw. normal (gelbgrün), 50, 150, 500 und ≥ 1000 mg/dl bzw. neg. (gelb), neg. bzw. normal (gelbgrün), 2,8, 8,3, 27,8, und ≥ 55,5 mmol/l.
Referenzbereich: Bei allen Haustieren negativ.
Falsch positive Reaktionen können durch Reste peroxidhaltiger oder anderer Reinigungsmittel hervorgerufen werden.
pH
Der pH-Wert des Harns ist erheblich durch die Fütterung beinflussbar. Der Harn von Pflanzenfressern weist einen alkalischen pH-Wert auf, während der Harn von Fleischfressern im sauren bis neutralen pH-Bereich liegt.
Referenzbereiche: Hund: pH 5,5-7,0 ; Katze: pH 5,0-7,0; Kaninchen: pH 8,2; Meerschweinchen: pH 8,0-9,0
Stark alkalischer Harn (pH >9) kann zu einer falsch positiven Reaktion des Proteintestfeldes führen.
Dichte
Der Test erlaubt die Bestimmung der Harndichte zwischen 1.000 und 1.030.
Referenzbereiche: Die Referenzbereiche sind je nach Wasseraufnahme und –abgabe großen physiologischen Schwankungen unterworfen.
Folgende Werte werden bei Haustieren gefunden: Hund: 1.001-1.065 ; Katze: 1.001-1.080; Kaninchen: 1.003-1.035; Meerschweinchen: 1.000-1.040.
Der Test erfasst die Ionenkonzentrationen im Harn. Nichtionische Bestandteile wie Glucose oder Harnstoff werden nicht bestimmt. Deshalb empfiehlt es sich die Harndichte mit einem Refraktometer bzw. einer Senkspindel gegenzukontrollieren.
Leukozyten
Der Test beruht auf dem Nachweis der Esterase, die in hohen Konzentrationen vor allem in menschlichen Leukozyten vorkommen. Zur Bewertung der Farbreaktion des Leukozytentestfeldes (positiv oder negativ) sollte stets eine ausführliche Harnuntersuchung (z.B. Sedimentanalyse) durchgeführt werden, um z.B. auch eine falsch positive Reaktion bei Katzenharn auszuschließen. Die Farbvergleichsfelder entsprechen folgenden Leukozytenkonzentrationen:
negativ (normal), ca. 25, ca. 75, ca. 500 Leukozyten/μl.
Referenzbereich: Bei allen Haustieren negativ.
Eine abgeschwächte Reaktion ist bei Proteinauscheidungen über 500 mg/dl und einer Glucosekonzentration über 2 g/dl zu erwarten. Auscheidungen von stark gefärbten Verbindungen können die Reaktionsfarbe überdecken.
Hinweise
Grundsätzlich können einzelne Teststreifenergebnisse erst im Zusammenhang mit anderen ärtzlichen Befunden eine definitive Diagnose und eine spezielle Thearpie ermöglichen.
Die Auswirkung von Medikamenten oder deren Metaboliten auf den Test ist nicht in allen Fällen bekannt. Zur Harnsammlung nur gut gespülte, saubere Gefäße verwenden.
Stets nur die notwendige Anzahl an Teststreifen entnehmen. Packung nach der Entnahme sofort wieder fest verschließen. Reaktionszonen nicht berühren! Teststreifen vor Sonnenlicht und Feuchtigkeit schützen. Dose kühl und trocken aufbewahren (Lagertemperatur nicht über +30 °C). Bei sachgemäßer Lagerung sind die Teststreifen bis zum aufgedruckten Verfallsdatum haltbar.